Experiment Haustausch: geglückt!

Wir haben vor Giraffen Tränen der Freude vergossen. Wir haben über Affen gelacht, sind mit Pinguinen geschwommen und haben Wale gesichtet. Wir haben die Schönheit der Welt von oben bestaunt und den Eukalyptusbaumschatten von unten genossen. Wir sind auf Berge geklettert und haben uns im Sand versteckt. Wir haben die Wellen gejagt und der Wind hat uns fortgepustet. Das Lachen der Menschen hat uns berührt und das Licht und die Farben verzückt. Wir sind ganz nah zusammengerückt und dabei ist uns das Glück, dieses flüchtig unberechenbare Ding auf die Schliche gekommen. Es ist uns nicht mehr von der Seite gewichen – ganz so als hätten wir es für die Ewigkeit gepachtet. Und auch wenn es uns wieder verlässt, die Momente, die uns das Glück für unsere kleine Ewigkeit festhalten, bleiben. Nichts anderes habe ich mir gewünscht: Erinnerungen, die das Herz zum Hüpfen bringen.

Reisen – ein Weichspüler für die Seele

Südafrika hat mich weichgespült und ich gleiche seit Wochen einem tropfenden Schwamm, der bei jeder Gelegenheit beseelt zu Sentimentalitäten neigt. Diese Reise hat mich daran erinnert, dass sich das Abenteuer da draußen in der Welt versteckt und nur selten durch’s heimische Wohnzimmer stapft. Auch wenn es dort ganz schön gemütlich ist. Wann hatte ich das bloß vergessen? Irgendwann zwischen Arbeit, Nestbau und Kinderkriegen. Ja doch, es hockt im Busch, auf sonnenbeschienen Bergen, am rauschenden, tosenden Meer. Jeder Moment zählt, auch und gerade dieser. Wir sind wieder neugierig geworden auf noch mehr Welt und noch mehr Himmel! Wir haben unsere Häuser und Leben mit Fremden getauscht und haben so viel dadurch gewonnen. Wir durften vier Wochen in eine andere Wirklichkeit schlüpfen. Eine lichtdurchflutete und bunte Wirklichkeit, in der ich mir vorkomme wie ein Maulwurf, der nach langer Zeit wieder den Himmel erblickt. Und selbst nach Wochen dieser Wirklichkeit zwicken wir uns morgens und fragen uns: „Ist das nicht doch alles nur ein Traum?“

Der Himmel frohlockt

Heute, da lagen wir am Meer und es kamen junge, unglaublich drahtige Surfer aus ihren unglaublich trendigen Häusern an den Strand gerannt. Sie stürzten sich mit einer Leichtigkeit und Anmut ins Meer und ritten die Wellen als wären sie halb Fisch und halb Mensch. Lichtgestalten, deren Element Wasser und Luft zugleich ist. Währenddessen saßen der Mann, die Tochter und ich wie drei lichtscheue Maulwürfe in unserer Sandmulde und staunten. Wir staunten über den Ozean, die Dünen, die Weite, die Schönheit, die uns umgab und über den Stenz, der sich mit einer Lebensfreude in die Fluten warf als gäbe es kein Morgen mehr, auch eine kleine Lichtgestalt – jedenfalls für mich! In diesem stolzen Augenblick bekam ich aus der Heimat Fotos von Raureif und toten Ästen geschickt und ich dachte mir: „Das einzig nicht so gute an diesem Haustausch ist, dass er zu Ende geht und wir Kapstadt, diesen riesigen Abenteuerspielplatz wieder verlassen müssen.“ Dieses Sehnsuchtsziel, an dem hinter jeder Ecke, die nächste famose Überraschung hervorlugt und uns mit offenen Mündern zurücklässt. Was bleibt uns anderes übrig, als eine neue Reise zu planen? Denn der Himmel frohlockt, auch für uns Maulwürfe!

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